Erklärtext
Im deutschen Sportfachhandel ist derzeit einiges in Bewegung. Zu Beginn der Wintersportsaison ein Anlass, einmal einen Blick auf die umsatzstärksten Anbieter der Branche zu werfen.
Angeführt wird das Ranking vom französischen Sportartikelhändler und -produzenten Decathlon. Dieser erwirtschaftete im Jahr 2022 in Deutschland einen Nettoumsatz von 893 Millionen Euro. Den Großteil des Umsatzes erzielt Decathlon in seinen insgesamt 85 Filialen hierzulande. Jahrelang setzte Decathlon in Deutschland vor allem auf einen schnellen Ausbau dieses Filialnetzes – noch 2010 gab es bundesweit gerade einmal 10 Decathlon-Filialen. Mit Beginn der Coronapandemie hat sich das Expansionstempo deutlich verlangsamt. Seitdem nimmt die Bedeutung des Online-Kanals im Geschäftsmodell des Sportfachhändlers zu. decathlon.de gehört mittlerweile zu den 100 größten Online-Shops in Deutschland. Der Anteil der Online-Umsätze am Gesamtumsatz in Deutschland lag im Jahr 2022 bei rund 28 Prozent.
Zur wachsenden Bedeutung des E-Commerce bei Decathlon passt die Ankündigung des Unternehmens vom 27. November 2023, Bergfreunde übernehmen zu wollen. Der Online-Fachhändler für Bergsport-, Kletter- und Outdoorausrüstung belegt mit einem Jahresumsatz von geschätzt 242 Millionen Euro den vierten Platz im Ranking und soll nach der Übernahme als eigenständiges Tochterunternehmen unter Beibehaltung des Markennamens weitergeführt werden. Ein am 24. November unterzeichneter Kaufvertrag steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörde.
Signa-Insolvenz: Zukunft für SportScheck ungewiss
Zweitumsatzstärkster Sportfachhändler in Deutschland war im Jahr 2022 Sportscheck. Die Nettoumsatzerlöse beliefen sich im vergangenen Jahr auf geschätzte 311 Millionen Euro. Seit der Fusion mit Karstadt Sport im Jahr 2020 gehört SportScheck zum Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern und damit zur Signa-Holding. Die auch im Immobilien-Geschäft tätige Dachgesellschaft geriet 2023 aufgrund der stark gestiegenen Zinsbelastungen für ihre Expansionsprojekte in akute Liquiditätsschwierigkeiten und meldete Ende November beim Handelsgericht in Wien Insolvenz an. Daraufhin stellte auch Sportscheck am 1. Dezember beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens soll nun ein neuer Eigentümer gefunden werden. Die geplante Übernahme durch den britischen Konzern Frasers ist erst einmal auf Eis gelegt.
Der Fahrradhändler Lucky Bike belegt mit einem geschätzten Jahresumsatz von 243 Millionen Euro netto im Jahr 2022 den dritten Platz im Ranking. Das 1994 gegründete Omnichannel-Unternehmen betreibt deutschlandweit 35 Geschäfte sowie den Online-Shop lucky-bike.de.
Die Top 5 komplettiert der Outdoor-Ausstatter Globetrotter mit einem geschätzten Umsatz von 178 Millionen Euro. Rund 50 Prozent seiner Umsätze erzielt der zur Fenix Outdoor Unternehmensgruppe gehörende Händler im E-Commerce.