Erklärtext
Der Börsenverein des deutschen Buchhandels meldet für das Jahr 2020 stagnierende Branchenumsätze. In den letzten zehn Jahren weisen sie eine leicht rückläufige Tendenz. Während der E-Commerce-Handel stetig zugelegt hat, sinken die Erlöse im stationären Sortimentsbuchhandel. Ein Treiber dieser Entwicklung: Die Corona-Krise.
Im Jahr 2020 erzielten die buchhändlerischen Betriebe mit Büchern und Fachzeitschriften in Deutschland einen Umsatz von 9,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem minimalen Plus von 0,1 Prozent zum Vorjahr. Somit meldet die Buchbranche trotz des pandemiebedingt fordernden Jahres eine stabile Entwicklung.
Die Krise hat die Geschäftsentwicklung im Jahr 2020 dabei spürbar beeinflusst: Während der Online-Handel mit Büchern kräftig zulegen konnte, mussten die stationären Buchhandlungen in den meisten Bundesländern je nach Region rund vier Wochen im Frühjahr sowie zwei Wochen im Dezember ihre Pforten im Rahmen der Infektionsschutzmaßnahmen schließen. Dies spiegelt sich in der Umsatzentwicklung des vergangenen Jahres wider.
Insgesamt konnte der stationäre Sortimentsbuchhandel das Jahr 2020 mit einem Umsatzminus von 9,0 Prozent auf 3,91 Milliarden Euro abschließen (2019: 4,29 Mrd. Euro). Stationär verloren haben auch Warenhäuser. 38 Millionen Euro und damit ganze 68,2 Prozent weniger setzten die Warenhäuser mit Büchern und Fachzeitschriften im vergangenen Jahr um (2019: 121 Mio. Euro).
Im Aufwind war dahingegen wie in vielen anderen Branchen der E-Commerce-Handel, von dem etwa die Hälfte auf die Online-Shops der stationären Händler des Sortimentsbuchhandels entfällt. Die Umsätze des Internet-Buchhandels stiegen um 20,9 Prozent von 1,86 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 2,24 Milliarden Euro im Jahr 2020. Die Umsätze der buchhändlerischen Webshops wuchsen auf Jahressicht am Publikumsbuchmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) um 27,2 Prozent. Damit lag die Zuwachsrate laut Ergebnissen des Börsenvereins fast viermal so hoch wie bei Amazon (7,2 Prozent).
Verschiebung der Marktanteile
Die im Vergleich zu den anderen Vertriebswegen starke Entwicklung des Online-Handels mit Büchern zeichnet sich bereits seit mehreren Jahren und damit auch vor der Corona-Krise ab. Der Umsatzanteil des Internetbuchhandels am Gesamtmarkt lag im Jahr 2020 bei 24,1 Prozent und damit 4,1 Prozentpunkte über dem Vorjahr (2019: 20,0 Prozent). 2010 hielt der Online-Handel mit Büchern noch 13,8 Prozent Marktanteil.
Mit einem Umsatzanteil am Gesamtmarkt von 42,0 Prozent bleibt der stationäre Sortimentsbuchhandel im Jahr 2020 der größte Vertriebsweg für Bücher. Im Jahr 2019 lag der Marktanteil des Sortimentsbuchhandels noch bei 46,2 Prozent, vor zehn Jahren erwirtschaftete dieser Vertriebsweg noch mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche. Auch die Buchgemeinschaften und Warenhäuser erfuhren zwischen 2010 und 2020 einen Rückgang ihrer Marktanteile.
Erstes Halbjahr 2021
Nachdem viele stationäre Geschäfte im vergangenen Jahr in den meisten Bundesländern insgesamt etwa sechs Wochen schließen mussten, dauerte der Shutdown im Frühjahr 2021 fast doppelt so lange. Lediglich in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt waren die Buchhandlungen in dieser Zeit geöffnet, zudem war je nach Region nicht durchgehend Click & Collect erlaubt. Daher ist nach dem ersten Halbjahr 2021 der Rückstand vor allem im Sortimentsbuchhandel groß: Das Geschäft vor Ort liegt laut aktuellen Ergebnissen des Börsenvereins um 22,9 Prozent unter dem Umsatz der ersten sechs Monate des Vor-Corona-Jahres 2019. Über alle Absatzwege hinweg (u. a. inkl. Online-Geschäft) liegt der Umsatz gegenüber dem Zeitraum Januar bis Juni 2019 um 3,7 Prozent im Rückstand.