Erklärtext
Nonfood-Discounter sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Sie profitieren von der gestiegenen Preissensibilität der Verbraucher:innen infolge der Energie- und Inflationskrise. Die fünf umsatzstärksten Anbieter mit einem Mischsortiment, Tedi, Action, Woolworth, Thomas Philipps und MäcGeiz, haben in den letzten Jahren kräftig expandiert.
Der Marktführer Tedi mit Hauptsitz in Dortmund eröffnete seine erste Filiale in Deutschland im Jahr 2004. Mittlerweile ist der Anbieter bundesweit mit 1.910 Filialen (Stand: Ende 2022) vertreten und treibt seine internationale Expansion fort. Neben Deutschland ist Tedi in 14 Ländern aktiv: Belgien, Bulgarien, Frankreich, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn. Trotz herausfordernder makroökonomischer Rahmenbedingungen und geopolitischer Unsicherheiten eröffnete das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 über 220 Filialen in Europa und setzte mit Markteintritten in Portugal, Bulgarien und Frankreich den Expansionskurs fort. Im Juni 2023 feierte Tedi die Eröffnung seiner ersten Filiale in Tongeren in Belgien und sieht dort langfristig ein Potenzial von bis zu 200 Filialen. Auch für den neuen Auslandsmarkt Frankreich geht der Händler von einer starken Expansion mit einem geschätzten Potenzial von über 2.000 Filialen aus. Insgesamt ist Tedi derzeit mit rund 2.950 Filialen in Europa vertreten und will mittelfristig auf dem Kontinent rund 5.000 Filialen betreiben, in Deutschland soll die Zahl der Standorte auf 2.000 gesteigert werden. Für seine Märkte bevorzugt der Nonfood-Discounter Standorte mit einer Verkaufsfläche ab 650 Quadratmeter zuzüglich rund 50 Quadratmetern Nebenfläche, die in Fußgängerzonen, innerstädtischen A- und guten B-Lagen, gut frequentierten Stadtteillagen, Fachmarkt- oder Einkaufszentren gelegen sind.
Fokus auf Zentralosteuropa
Die deutsche Tochtergesellschaft des niederländischen Nonfood-Discounters Action ist der zweitumsatzstärkste Anbieter auf dem deutschen Nonfood-Discountmarkt. Seit der Eröffnung der ersten deutschen Action-Filiale im Jahr 2009 in Schüttorf hat der Nonfood-Discounter ein enormes Expansionstempo vorgelegt. Ende 2022 zählte Action hierzulande knapp 490 Märkte. Noch in diesem Jahr soll die 500. Filiale eröffnet werden. Die Action-Standorte befinden sich in Innenstädten, Gewerbeparks und Einkaufszentren und haben eine durchschnittliche Verkaufsfläche zwischen 800 und 1.000 Quadratmetern zuzüglich Nebenflächen. Europaweit betrieb der Mutterkonzern mit Hauptsitz in Enschede Ende 2022 mehr als 2.260 Filialen in zehn europäischen Ländern: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Polen, Tschechien und Spanien. Insgesamt eröffnete das niederländische Unternehmen im vergangenen Jahr 280 Märkte. 2023 treibt Action seine Expansion in Zentraleuropa voran. Im Frühjahr eröffnete Action seine erste Filiale in der Slowakei und seine 100. Filiale in Österreich.
Auf Expansionskurs befindet sich auch der Billigkaufhausbetreiber Woolworth. Seit dem Geschäftsjahr 2013/2014 hat sich das mehrheitlich zur B.H. Holding gehörende Unternehmen mit Sitz in Unna strategisch neu ausgerichtet und verfolgt ambitionierte Expansionsziele. Woolworth eröffnet Filialen mit einer Verkaufsfläche zwischen 500 und 2.000 Quadratmetern sowohl in frequenzstarken 1A-Innenstadtlagen als auch in kleineren Stadtteilzentren, Einkaufszentren und in Fachmarktlagen. Ende 2022 umfasste das Filialnetz hierzulande 517 Verkaufsstellen. Im Juni 2023 eröffnete Woolworth die 600. Filiale in Deutschland. Mittelfristig strebt der Händler den Betrieb von 1.000 Filialen in Deutschland an. Im Mai startete Woolworth seine internationale Expansion mit der Eröffnung der ersten ausländischen Stores in Polen. Im kommenden Jahr will das Unternehmen nach Informationen der Lebensmittel Zeitung 15 bis 20 neue Filialen im Nachbarland eröffnen und sieht dort langfristig ein Potenzial für bis zu 400 Standorte. Auch in Österreich plant Woolworth den Markteintritt und gründete dazu im Mai 2023 eine Tochtergesellschaft. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Filialen ihren Betrieb aufnehmen. Europaweit sollen langfristig 5.000 neue Standorte entstehen.
Schritt über die Alpen
An vierter Stelle der umsatzstärksten Nonfood-Discounter in Deutschland steht das Unternehmen Thomas Philipps. Mit einem breiten Sortiment von über 18.000 Artikeln und einem Schwerpunkt auf Haus und Garten ist der 1986 gegründete Discounter mit über 250 Märkten in Deutschland vertreten und konzentriert sich auf Standorte mit einer Verkaufsfläche zwischen 1.500 und 2.500 Quadratmetern in Gemeinden und Städten ab 30.000 Einwohnern. Im Ausland ist das Unternehmen seit 1994 in Litauen und seit März 2022 in Österreich aktiv. Heute umfasst das internationale Vertriebsnetz sieben Märkte in Litauen und sechs in Österreich. Im Alpenland sieht das Unternehmen ein Potenzial von insgesamt 30 Märkten in den nächsten fünf Jahren.
Ungewisse Zukunft
Die Top 5 schließt das Unternehmen Mäc Geiz ab, das seit 2010 zur österreichischen Management Trust Holding AG (MTH AG) gehört. Der Nonfood-Discounter ist ausschließlich in Deutschland tätig und betrieb Ende 2022 insgesamt 273 Filialen. Der Aktionsradius des Discounters beschränkt sich auf die Bundesländer Berlin, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Mäc Geiz setzt dabei auf Standortlagen in Innenstädten (A- und guten B-Lagen), in Nahversorgungsgebieten, Fachmarktzentren sowie Einkaufszentren mit einem vielfältigen Branchenmix. Die Verkaufsfläche der Standorte beträgt 300 bis 400 Quadratmeter zuzüglich 50 Quadratmetern Nebenflächen. Nach Informationen der Lebensmittel Zeitung im Frühjahr 2023 erwägt die MTH-Gruppe den Rückzug aus dem deutschen Handel und den Verkauf seiner Beteiligung an Mäc Geiz. Der Discounter habe seit längerem zu kämpfen und während der Coronapandemie hohe Verluste erlitten. Der am 25. August 2023 im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021/2022 weist einen Fehlbetrag von 7,7 Millionen Euro aus, nach einem Verlust von knapp 1,6 Millionen ein Jahr zuvor.
Mit einer Ausnahme führen die umsatzstärksten Nonfood-Discounter in Deutschland ihren Expansionskurs fort. Sie setzen sich ehrgeizige Ziele, nicht nur national, sondern auch international. In diesem Wettbewerbsumfeld wollen zwei weitere Anbieter den deutschen Markt aufmischen: der schwedische Discounter Rusta und das polnische Unternehmen Pepco. Beide Unternehmen werden wir in der kommenden Woche porträtieren.