Erklärtext
Nach einem Jahr der Stagnation meldet der Börsenverein des deutschen Buchhandels für das Jahr 2021 wieder gestiegene Umsätze. Dabei gewinnt der Online-Handel seit Beginn der Corona-Pandemie merklich an Bedeutung, während die Verkaufserlöse der stationären Buchhändler seit 2019 schrumpfen. Die Warenhäuser spielen als Vertriebsweg für Bücher fast keine Rolle mehr.
Im Jahr 2021 erzielten die buchhändlerischen Betriebe mit Büchern und Fachzeitschriften einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 9,63 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2020: 9,30 Milliarden Euro).
Internet-Buchhandel mit Umsatzplus von 40 Prozent in zwei Jahren
Zur positiven Entwicklung im deutschen Buchhandel trug 2021 erneut der E-Commerce bei. So setzte der Online-Buchhandel rund 2,61 Milliarden Euro um. 2019, im Jahr vor der Corona-Pandemie, lagen die Umsätze mit Büchern über das Internet noch bei rund 1,86 Milliarden Euro (+40 Prozent). Damit stieg auch der Online-Umsatzanteil am Gesamtumsatz der buchhändlerischen Betriebe von 20,0 Prozent im Jahr 2019 auf 27,1 Prozent im Jahr 2021. Etwa die Hälfte der Online-Umsätze entfiel auf die Online-Shops der Buchhandlungen. Während der Corona-Pandemie baute der Buchhandel vor Ort das Online-Geschäft stark auf bzw. aus und legte deutlich zu. Während der beiden Pandemie-Jahre lag die Zuwachsrate bei den buchhändlerischen Webshops 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau mehr als doppelt so hoch wie bei Amazon mit 18,1 Prozent. Dennoch bedeuteten die steigenden Online-Umsätze für die Buchhandlungen auch hohe Kosten für die logistische Abwicklung, das verringerte bei vielen die Erträge.
Über den stationären Vertriebsweg verloren die Buchhandlungen hingegen in den letzten zwei Jahren rund eine halbe Milliarde Euro an Umsatz. Vor Ort kauften Verbraucher:innen 2021 Bücher und Fachzeitschriften im Wert von rund 3,76 Milliarden Euro ein, 2019 waren es noch 4,29 Milliarden Euro (-12,3 Prozent). Während der Corona-Pandemie war der Sortimentsbuchhandel von behördlich angeordneten Geschäftsschließungen betroffen, mit merklichen Auswirkungen auf die Verkaufserlöse. Alleine in den Monaten Januar und Februar 2021 in der Zeit des zweiten verhängten Lockdowns brachen die Umsätze um 49 Prozent bzw. 36 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten ein. Trotz der negativen Entwicklung der letzten Jahre blieb der Sortimentsbuchhandel mit einem Umsatzanteil von 39,1 Prozent am Gesamtumsatz der Branche weiterhin der größte Vertriebsweg für Bücher.
Warenhäuser verlieren deutlich
Warenhäuser stecken seit Jahren in der Krise und spielen mittlerweile kaum eine Rolle am Buchmarkt. Vor einigen Jahren hatte Karstadt seine Buchabteilungen aufgelöst und die Gestaltung der Flächen für Bücher an Weltbild bzw. an DBH und später an Hugendubel abgegeben. Auch Kaufhof hatte über die Jahre sein Sortiment stark reduziert. Nach der Fusion der beiden Warenhausketten unter Signa zu Galeria Karstadt Kaufhof im Jahr 2019 (2021 umbenannt in Galeria) wurden Standorte aufgegeben. Die Corona-Pandemie verschärfte die Krise der Warenhäuser. Als nicht-systemrelevant eingestuft, waren sie von der flächendeckenden Schließungen des Nonfood-Einzelhandels betroffen und fielen für die Zeit der Lockdowns als Absatzkanal für Bücher aus. Im Gesamtjahr 2021 erzielten sie Buchumsätze von rund 20 Millionen Euro, das entspricht einem Anteil von 0,2 Prozent am Gesamtumsatz mit Büchern und Fachzeitschriften. 2019 lagen die Erlöse noch bei 121 Millionen Euro, der Anteil bei 1,3 Prozent. Insgesamt gingen die Buchumsätze der Warenhäuser damit um deutliche 83 Prozent zurück.
21,7 Prozent aller Umsätze im Bucheinzelhandel wurden 2021 direkt über die Buchverlage erzielt, 1,1 Prozent über den klassischen Versandhandel (exkl. E-Commerce), 0,3 Prozent über Buchgemeinschaften und 10,5 Prozent über sonstige Verkaufsstellen. Die Anteile dieser Betriebsformen blieben im Vergleich mit 2019 relativ konstant.
Einen umfassenden Überblick über die Buchbranche erhalten Sie in unserem Dossier „Der Buchhandel in Deutschland“.