Erklärtext
Die Corona-Pandemie hat auch am Ausbildungsmarkt in Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Insbesondere in stark von der Krise betroffenen Berufen stellte das Statistische Bundesamt (Destatis) einen Rückgang der Auszubildenden fest. Auch im Einzelhandel gab es weniger Nachwuchs – eine Entwicklung, die sich in vielen handelsrelevanten Ausbildungsberufen seit einigen Jahren abzeichnet.
Wie im Vorjahr lag der Beruf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel mit 24.890 Verträgen auf Platz 1 der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, knapp vor dem Beruf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement (22.940 Neuverträge). Auf dem dritten Platz liegt der Beruf Verkäufer/-in (21.280 Neuverträge). Dennoch mangelt es weiterhin an Nachwuchs, denn die Zahl der Auszubildenden ist seit Jahren rückläufig. Der Rückgang ist in einigen handelsrelevanten Ausbildungsberufen sogar überdurchschnittlich.
Immer weniger Auszubildende im Einzelhandel
Bei Betrachtung der letzten zehn Jahre weist der Ausbildungsberuf zum Kaufmann/-frau im Einzelhandel einen stetigen Rückgang auf. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 gab es insgesamt 51.075 Auszubildende zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im Einzelhandel, dies entspricht einem Rückgang von 28 Prozent gegenüber 2010 (70.593 Auszubildende).
Die Ausbildung zum Verkäufer bzw. zur Verkäuferin absolvierten vor zehn Jahren noch rund 48.483 Personen, dieses Jahr waren es mit 37.908 Auszubildenden gut 22 Prozent weniger. Auch hier lässt sich ein stetiger Rückgang der Gesamtzahl der Auszubildenden feststellen.
Einen besonders massiven Rückgang in den letzten zehn Jahren lässt sich im Ausbildungsberuf „Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk“ feststellen. Das Minus im Zehnjahresvergleich liegt bei 61 Prozent, auch im Vergleich von 2019 zu 2020 sanken die Auszubildendenzahlen um ganze 9 Prozent. Insgesamt absolvierten 11.448 Personen eine Ausbildung im Jahr 2020 in diesem Beruf, 2010 waren es noch 29.439 Personen.
Der Ausbildungsberuf zum Drogisten bzw. zur Drogistin zählte vergangenes Jahr 2.838 Auszubildende und konnte somit im Vergleich zu 2010 eine Steigerung von 15 Prozent erzielen (2.466 Auszubildende) erzielen. Allerdings resultiert dieses Ergebnis vornehmlich aus einem Anstieg bis zum Jahr 2015. Seitdem zeigt sich ein progressiver Rückgang (2015 zu 2020: -13 Prozent), der durch die Corona-Krise noch einmal verstärkt wurde. So sank die Zahl der Auszubildenden um 5 Prozent im Vergleich von 2019 zu 2020.
Run auf den Ausbildungsberuf zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im E-Commerce
Im Aufwind ist dahingegen der 2018 neu geschaffene Ausbildungsberuf zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im E-Commerce. Die Absolventen dieser Ausbildung können in allen Unternehmen arbeiten, die Waren und Dienstleistungen online vertreiben, ob im Groß- und Einzelhandel, bei Touristikunternehmen, bei Logistikdienstleistungsbetrieben, Ticketing-Dienstleistern, der herstellenden Industrie oder Online-Spielanbietern. Bereits im Jahr 2018 gab es 1.338 Auszubildende in diesem neuen Berufsbild. 3.894 Personen waren es schließlich im Jahr 2020 in einer Ausbildung zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im E-Commerce. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem kräftigen Wachstum von 44 Prozent (2019: 2.703).
Historischer Rückgang der Gesamtzahl neuer Ausbildungsverträge
Im Jahr 2020 haben insgesamt 465.700 Personen in Deutschland einen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen. Nach endgültigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) entspricht dies 9,3 Prozent weniger als im Jahr 2019 und ist damit der größte prozentuale Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1977. Einen Grund für den Rückgang sieht das Statistische Bundesamt in den Auswirkungen der Corona-Krise. So gingen besonders deutlich die Neuabschlüsse im Gast- und Verkehrsgewerbe zurück, also in sehr stark von den Corona-Maßnahmen betroffenen Branchen.