EHI-Studie zu Personal im Handel: Talents4Retail 2023/24
Um wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, ist qualifiziertes und engagiertes Personal im Handel unabdingbar. Dieses Personal zu finden, bleibt angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage immer noch eine Herausforderung. Die aktuelle EHI-Studie „Talents4Retail 2023/24“ wirft einen Blick auf aktuelle Trends und Entwicklungen im Recruiting der Handelswelt, die sich gegenwärtig wie auch andere Branchen mit den Herausforderungen des Fachkräftemangels konfrontiert sieht.
Gründe für die Nichtbesetzung von Stellen
Wenn Stellen längere Zeit unbesetzt bleiben, liegt dies vor allem an einer nicht ausreichenden Qualifikation der Bewerber:innen. Das geben 68 Prozent der befragten Personalverantwortlichen an. Aber auch die wachsenden Ansprüche potenzieller neuer Mitarbeiter:innen sind für 63 Prozent der Befragten ein wichtiger Faktor, der die Stellenbesetzung erschwert. Weitere Gründe sind die Vergütung, die Arbeitszeiten (je 53 Prozent der Befragten), die Anzahl der eingehenden Bewerbungen (47 Prozent) sowie das Image des Einzelhandels insgesamt (42 Prozent). Auch die mangelnde Attraktivität des Standorts wird von 37 Prozent der Befragten als Ursache genannt, weshalb Positionen nicht zügig besetzt werden können.
Maßnahmen
Um offene Stellen trotz der Situation auf dem Arbeitsmarkt leichter besetzen zu können, ergreifen die Handelsunternehmen vielfältige Maßnahmen. So setzen 90 Prozent der Befragten auf Quereinsteiger:innen für Positionen in den Filialen und akzeptieren verstärkt fach- oder branchenfremde Kandidat:innen. Ebenso viele (90 Prozent) halten eine vereinfachte Bewerbung (z. B. One-Click-Bewerbung) für erfolgversprechend. Auch ein möglichst kurzer Recruiting-Prozess soll bei fast drei Viertel der Befragten die Personalgewinnung vereinfachen. Als weitere wichtige Maßnahmen werden auch Employer Branding, Erhöhung der Vergütung, flexible Arbeitszeiten, Einstellungsprämien genannt.
Recruiting-Kanäle
Die schwierige Suche nach geeignetem Personal betrifft im Handel sowohl die Verwaltungen als auch die Filialen und Logistik. Um offene Stellen zu kommunizieren, greifen die Handelsunternehmen auf eine Vielzahl an Recruiting-Kanälen zurück. Für die Personalgewinnung in den Filialen setzten die meisten (79 Prozent) der in der Studie befragten HR-Verantwortlichen in ihrem Unternehmen auf Social Media. Geht es um Stellenbesetzungen in den Zentralen sind Soziale Netzwerke wie Facebook oder Linkedin etwas weniger wichtig – werden aber immerhin von 53 Prozent genutzt. Wichtigere Kanäle sind hier die Online-Stellenbörsen sowie Online-Businessnetzwerke (je 63 Prozent). Zur Kommunikation von offenen Stellen in der Logistik sind Online-Stellenbörsen ebenfalls der am häufigsten genutzte Recruiting-Kanal (53 Prozent).
Personal halten und fördern
Nach einer erfolgreichen Recruiting-Phase gilt es, das Personal im Unternehmen zu halten und zu fördern. 42 Prozent der Befragten unterstützen daher ihre Mitarbeiter:innen beim Up- oder Reskilling. Sie supporten ihre Mitarbeitenden, wenn sie eine andere Position im Unternehmen erlangen möchten. Um Mitarbeitenden frühzeitig zu binden. setzen 53 Prozent der Befragten auf ein Preboarding-Konzept, damit sich die neuen Kolleg:innen schon vor Arbeitsbeginn willkommen fühlen. Rund 74 Prozent haben ein strukturiertes Onboarding für die ersten Arbeitstage vorliegen. Für die Probezeit arbeiten 42 Prozent der Händler ein Konzept aus. Mit 26 Prozent ist ein Offboarding-Konzept bisher seltener vertreten - gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Ein positiver Entlassungsprozess kann qualifizierte Mitarbeiter:innen dazu bewegen, wieder zurückzukommen oder dazu führen, dass im Dialog ein positives Image vermittelt wird und so potentielle Arbeitskräfte geworben werden.
Datenbasis:
Die EHI-Erhebung „Talents4Retail 2023/24 – Personalsituation im deutschen Einzelhandel“ erfolgte im Oktober und November 2023 als Online-Befragung mit standardisierten Fragebögen, die hauptsächlich aus geschlossenen sowie einigen offenen Fragen bestanden. Subjektive Einschätzung wurden mit mehrstufigen Skalen erfasst. Befragt wurden HR-Verantwortliche des deutschen Einzelhandels. 79 Prozent der befragten Unternehmen repräsentieren den stationären Einzelhandel, hiervon weisen 21 Prozent einen Jahresumsatz (in Deutschland 2022) von über 5 Milliarden Euro aus und zählen somit zu den größten stationären Einzelhändlern Deutschlands. 21 Prozent der Teilnehmenden sind dem Omnichannel-Handel zuzuordnen.
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