Erklärtext
2022 war für die Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland ein schwieriges Jahr. Die Branche hoffte zu Jahresbeginn noch auf eine Erholung nach einem coronabedingt schwachen Jahr 2021. Dann löste der russische Angriffskrieg auf die Ukraine eine Energiekrise und eine massive Inflation aus und stellte die DIY-Branche vor neue Herausforderungen.
Insgesamt erlöste der Baumarkthandel in Deutschland im abgelaufenen Geschäftsjahr 21,92 Milliarden Euro (2021: 20,33 Milliarden Euro), wie die aktuellen Zahlen des Bundesverbands Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) zeigen. Das entspricht einem Plus von 7,8 Prozent (7,2 Prozent auf bereinigter Fläche). Inflationsbereinigt stiegen die Umsätze um 0,9 Prozent.
Positiver Jahresbeginn jäh gestoppt nach Kriegsbeginn
Nach einem coronabedingt schwachen Vorjahr hoffte die Branche mit dem Jahresbeginn 2022 auf eine Erholung. Im Januar und Februar zeigten sich dreistellige Umsatzzugewinne, die jedoch hauptsächlich auf Basiseffekte zurückzuführen sind. Im ersten Quartal 2021 mussten die Baumärkte bundesweit im Lockdown bis in den März hinein geschlossen bleiben.
Nach einem guten Start in den Monaten Januar und Februar löste der russische Überfall auf die Ukraine einen Schock aus und sorgte für einen Rückgang der Verkäufe. Doch mit dem Frühlingsbeginn und dem guten Wetter stiegen im April und Mai die Ausgaben der Verbraucher:innen für Haus und Gartenprodukte – flächenbereinigt gab es in den beiden Monaten ein Plus von 5,8 Prozent bzw. 12,9 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten.
Die ersten Auswirkungen der steigenden Verbraucherpreise und der weiterhin coronabedingt und verstärkt kriegsbedingt gestörten Lieferketten zeigen sich im Juni. Die Umsätze gingen flächenbereinigt um 17,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Hier sind allerdings noch Basiseffekte zu berücksichtigen. Im Juni 2021 zeigten sich starke Nachholkäufe nach der langen Lockdownphase. Dennoch deutete der signifikante Umsatzrückgang im Juni 2022 auf eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Verbraucher:innen hin, die angesichts extremer Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln viele nicht zwingende Renovierungs- und Umbauprojekte eher zurückstellten. Der Nachfragerückgang setzte sich im Juli fort. Die Bau- und Heimwerkermärkte verzeichneten ein Umsatzminus von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (flächenbereinigt -4,0 Prozent).
Atypischer Kaufverhalten im Sommer
Im weiteren Verlauf des Sommers bemerkte die Branche eine atypisch starke Nachfrage in bestimmten Sortimenten wie Energieträger, Sanitär/Heizung, Vorsorge- und Sanierungsprodukte. Aufgrund der Unsicherheit der Energieversorgung und der massiven Preissteigerungen infolge des russischen Ukrainekriegs deckten sich die Verbraucher:innen bereits in den Sommermonaten mit Energieträgern ein und trafen Umbaumaßnahmen, um vor dem Winter ihr Zuhause energetisch zu renovieren oder mit zusätzlichem Dämm- und Heizmöglichkeiten auszustatten. Im August und September lagen die Umsätze der DIY-Branche gegenüber dem Vorjahr wieder im Plus (flächenbereinigt +3,5 Prozent bzw. +6,4 Prozent).
Kaufzurückhaltung deutlich spürbar
Im vierten Quartal 2022 übten sich die Verbraucher:innen in Kaufzurückhaltung. Die Umsätze blieben im Oktober und Dezember nahezu auf Vorjahresniveau. Im November 2022 rutschten sie ins Minus (flächenbereinigt -2,7 Prozent).
Das Netz der Standorte der hierzulande betriebenen Baumärkte ging im vergangenen Jahr zurück. Zum 1. Januar 2023 registrierte die Gemaba bundesweit 2.067 Baumärkte nach der üblichen BHB-Definition (Verkaufsfläche größer als 1.000 qm) und meist mit angeschlossenem Gartencenter – 24 Standorte weniger als zum Stichtag im Jahr zuvor.
Weitere Statistiken und Informationen zur deutschen DIY-Branche finden Sie in unserem Dossier „Bau- und Heimwerkermarktbranche in Deutschland“.