Erklärtext
Nach dem atypischen Coronajahr 2020 erfreuen sich die Top-100-Vertriebslinien in Frankreich einer gewissen Rückkehr zur Normalität im Geschäftsjahr 2021. Nach dem leichten Umsatzrückgang von 0,3 Prozent im Jahr 2020 verbuchen die Top-100-Händler im Nachbarland für 2021 ein Plus von +6,3 Prozent. Der Online-Handel bleibt weiterhin stark, die Lebensmittelverkäufe stabilisieren sich. Das geht aus dem jährlich von der Fachzeitschrift LSA veröffentlichten Top-100-Ranking der umsatzstärksten Vertriebslinien in Frankreich hervor. Auch die Top-10-Vertriebslinien schließen 2021 mit einem Umsatzzuwachs von mehr als 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.
Die ewigen drei Erstplatzierten
Die Top Ten dominieren Vertriebslinien des Lebensmitteleinzelhandels. Unverändert bleiben die seit über zehn Jahren drei Erstplatzierten E. Leclerc, Intermarché und Carrefour Hyper an der Spitze. Unangefochten führt die Händlergenossenschaft E. Leclerc, die 2021 mit 734 SB-Warenhäusern ihre Gesamtumsätze um stattliche 3,4 Milliarden Euro bzw. 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 51,2 Milliarden Euro steigerte. Platz zwei belegt mit Intermarché eine weitere Händlergenossenschaft. Laut Kantar Worldpanel konnten die selbstständigen Einzelhändler des Mousquetaires-Verbunds zwischen 2019 und 2021 ihren Marktanteil um 1,1 Prozentpunkte ausbauen, diese haben aber in den letzten Monaten an Wachstumsdynamik verloren. Der LSA-Analyse zufolge setzten sie im abgelaufenen Geschäftsjahr 6,8 Prozent mehr um als im ersten Coronajahr 2020. Ihr Gesamtumsatz inkl. Tankstellenumsatz belief sich 2021 auf insgesamt 34,8 Milliarden Euro. Die Top-3 komplettiert der Handelskonzern Carrefour mit den regiegeführten SB-Warenhäusern. Die 253 Großflächengeschäfte von Carrefour Hyper erzielten zusammen einen Bruttoumsatz von 21,6 Milliarden Euro und wuchsen um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Carrefour hat in allen Formaten besser abgeschnitten als der Markt“, kommentierte Alexandre Bompard, CEO der Gruppe, mit Blick auf die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres und betonte dabei die Marktanteilszugewinne im Heimatland, dies sei „eine Premiere in den letzten zehn Jahren“.
Überdurchschnittliches Wachstum des SEH
Das LSA-Top-100-Ranking spiegelt nicht nur die Dominanz des Lebensmitteleinzelhandels, sondern auch das überdurchschnittliche Wachstum der selbstständigen Einzelhändler wider. Sie weisen einen Umsatzzuwachs von durchschnittlich 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf, knapp getoppt nur von den Franchiseunternehmen mit einem Plus von 7,8 Prozent. Die Umsätze der regiegeführten Handelsunternehmen wuchsen durchschnittlich um 5,2 Prozent.
Mit Système U und seinen Super U-Supermärkten belegt ein dritter genossenschaftlich organisierter Lebensmittelhändler mit dem vierten Platz eine Spitzenplatzierung im Ranking. Die Vertriebslinie schloss das Geschäftsjahr 2021 mit einer Umsatzsteigerung von 6,5 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro ab. Système U trumpft mit seinen Nahversorgerkonzepten und dem Ausbau seines digitalen Angebots mit der Plattform CoursesU.com auf. Nach einem Umsatzsprung von mehr als 50 Prozent im Jahr 2020 aufgrund der veränderten Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher:innen in der Pandemie überstieg der E-Commerce-Umsatz des Verbunds im vergangenen Jahr erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Marke.
Deutsche Discounter im Aufwind
Die deutschen Discounter Lidl und Aldi konnten 2021 jenseits des Rheins nach einem außerordentlichen Coronajahr 2020 weiterhin kräftig wachsen. Während Lidl den sechsten Platz der Top-Vertriebslinien mit einem geschätzten Bruttoumsatz von 15,1 Milliarden Euro (+4,1 Prozent zum Vorjahr) festigt, belegt der Konkurrent Aldi (Nord) den elften Platz mit einem deutlichen Plus von 22,2 Prozent und einem geschätzten Bruttoumsatz von 6 Milliarden Euro. Wegen der in den vergangenen Monaten massiv gestiegenen Lebensmittelpreise erfahren die beiden Discounter in Frankreich wachsenden Zuspruch und gewinnen Marktanteile hinzu.
Amazon: Aufholjagd des US-Online-Riesens
Seit dem Einstieg in die Top-100-Rangliste im Jahr 2012 mit einem damaligen Umsatz von 500 Millionen Euro begann der US-amerikanische Online-Händler in Frankreich eine fulminante Aufholjagd und katapultierte sich bereits im Jahr 2018 mit dem mehr als verzehnfachten Umsatz (6,6 Milliarden Euro) in die Top Ten. 2021 feierte der Generalist das Überschreiten der 10-Milliarden-Euro-Umsatzmarke und belegt im Ranking Platz 8 mit einem zweistelligen Wachstum von mehr als 15 Prozent zum Vorjahr.
Negative und positive Coronaeffekte
Auf Platz 9 im Top-10-Ranking steht der französische Heimwerker- und Gartenhändler Leroy Merlin der Adéo-Gruppe mit einem Umsatz von 8,9 Milliarden Euro , der mit einem Zuwachs von 12,7 Prozent weiterhin vom seit Beginn der Pandemie wachsenden Cocooning- und Homegardening-Trend profitiert. Im Gegensatz dazu machten den Großflächenbetreiber Auchan die anhaltenden Auswirkungen der Coronakrise auch im Jahr 2021 wieder zu schaffen. 60 Prozent der Gesamtumsätze in Frankreich entfielen auf Großobjekten von mehr als 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche, die im vergangenen Jahr in Frankreich noch von Zugangsbeschränkungen betroffen waren. Insgesamt musste Auchan mit einem geschätzten Bruttoumsatz von knapp 13,9 Milliarden Euro Umsatzeinbußen von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen.
Weitere Informationen zu den Top-Händlern in Frankreich finden Sie in unseren Unternehmensporträts.