Erklärtext
Amazon schließt das 4. Quartal 2021 mit einem Umsatz von insgesamt 137,41 Milliarden US-Dollar ab, dies entspricht einem währungsbereinigten Umsatzwachstum um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei haben sich die Geschäftsfelder des US-amerikanischen Online-Riesen unterschiedlich entwickelt. Mit dem Beginn der Pandemie im Jahr 2020 ist es zu einer Verschiebung der Umsatzanteile der einzelnen Unternehmensbereiche gekommen, wie die Infografik der Woche zeigt.
Im Weihnachtsquartal 2021 fiel das Wachstum von Amazon insgesamt deutlich schwächer aus als im Vorjahreszeitraum, als, beflügelt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Verkäufe um über 40 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2019 angestiegen waren. Im originären Online-Geschäft (ohne Marktplatz-Verkäufe von Drittanbietern) verzeichnete Amazon in Konzernwährung sogar ein leichtes Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahresquartal. Insgesamt erzielte der weltweit größte Online-Händler im traditionell umsatzstärksten Quartal des Jahres mit eigenen Online-Verkäufen auf Amazon.com und länderspezifischen Online-Shops einen Umsatz von rund 66,1 Milliarden Euro, das ist ein Rückgang von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal (4. Quartal 2020: 66,5 Milliarden US-Dollar).
Marktplatz boomt
Positiv entwickelten sich hingegen die Umsätze durch Provisionen und Fulfillment-Gebühren von Drittanbietern, die ihre Produkte über Amazon Marketplace anbieten. Von Oktober bis Dezember 2021 erzielte Amazon in dem Geschäftsfeld einen Umsatz von 30,3 Milliarden US-Dollar, insgesamt knapp 11 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode (4. Quartal 2020: 27,3 Milliarden US-Dollar). Währungsbereinigt wuchs der Umsatz des Geschäftsfeldes um 12 Prozent.
Gegenüber den Vorquartalen hat sich jedoch das Wachstumstempo der Sparte deutlich verlangsamt. Sie hatte direkt nach dem Beginn der Corona-Pandemie in den Quartalen 02/2020 bis 01/2021 deutliche Zuwächse zwischen 50 und 60 Prozent verzeichnet. Der Zeitraum war von wiederholten Lockdown-Phasen geprägt. Die zur Eindämmung der Corona-Pandemie behördlich angeordneten Ladenschließungen überall in der ganzen Welt zwangen stationäre Händler, nach alternativen Vertriebswegen zu suchen. Über Online-Plattformen wie Amazon Marketplace fanden sie einen schnellen Weg, ihre Waren online zu verkaufen.
AWS rettet Quartalsergebnis
Weiterhin stark angewachsen ist in den vergangenen zwei Jahren Amazon Web Service (AWS). Das Segment stellt Cloud- und Serverdienstleistungen für Unternehmen und Institutionen bereit. Im abgelaufenen Quartal erzielte AWS einen Umsatz von 17,8 Milliarden US-Dollar, zwei Jahre zuvor waren es rund 10 Milliarden US-Dollar. Das Geschäftsfeld AWS macht trotz der Zuwächse gerade einmal 13 Prozent an Amazons Gesamtumsatz aus, dafür ist es mit Abstand das profitabelste. Ohne seine Cloud- & IT-Dienste hätte Amazon im vergangenen Quartal sogar ein negatives operatives Ergebnis in Höhe von -1,8 Milliarden US-Dollar erzielt. Mit AWS schließt Amazon das Quartal mit einem Plus von 3,5 Milliarden US-Dollar ab.
Amazons Streaming-Angebot durch Pandemie im Aufwind
Das von Jeff Bezos gegründete Technologie- und E-Commerce-Unternehmen konkurriert mit seinem Streaming-Geschäft mit der namenhaften Konkurrenz Netflix, Apple, Spotify und Co. Über den Abonnement-Dienst Amazon Prime haben Kunden Zugang zu Serien, Filmen, Musik und E-Books. In der Corona-Pandemie konnte Amazon in diesem Segment deutliche Zuwachsraten vorweisen. In jedem Quartal seit Beginn der Pandemie stieg der Umsatz um mehr als 30 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum und erhöhte sich von 5,2 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal 2019 auf 8,1 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal 2021.
Amazon plant eigene Kaufhäuser
Seit einigen Jahren drängt Amazon auch in den klassischen Offline-Handel. 2017 übernahm der Konzern die Bio-Supermarktkette Whole Foods, die zu dem Zeitpunkt mehr als 500 Geschäfte in Nordamerika und Großbritannien betrieb. Zudem launchte das US-amerikanische Unternehmen Ende 2016 ein neues Ladenkonzept unter dem Namen „Amazon Go“. In den kassenlosen Lebensmittelgeschäften werden die vom Kunden eingekauften Artikel elektronisch erfasst und nach dem Verlassen des Ladens automatisch berechnet. Ein weiteres Storekonzept des Konzerns heißt „Amazon 4-star“. Der erste Standort eröffnete im August 2018 in New York und präsentiert auf einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern die online beliebtesten Produkte.
Die Quartalsumsätze im stationären Geschäft bewegten sich in den vergangenen Jahren zwischen 4 und 5 Milliarden US-Dollar. Zwischen dem 2. Quartal 2020 und dem 1. Quartal 2021 musste die Sparte coronabedingt Umsatzeinbußen hinnehmen. In den ersten Monaten der Pandemie verzeichnete Whole Foods eine zum Teil um 25 Prozent niedrigere Kundenfrequenz. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, gingen amerikanische Verbraucher:innen seltener in den stationären Handel einkaufen und bestellten Lebensmittel vermehrt im Internet. Um den Online-Boom zu bewältigen, hatte Whole Foods einige Geschäfte vorübergehend geschlossen und für die Abwicklung der Online-Bestellungen umgebaut.
Seit dem 2. Quartal 2021 erholt sich Amazons Stationärgeschäft und weist steigende Zuwachsraten auf, zuletzt von +16 Prozent. Der Trend dürfte in Zukunft anhalten, denn Amazon plant die Eröffnung eigener Mode-Kaufhäuser unter der Marke „Amazon Style“. Die erste Filiale soll in diesem Jahr in Los Angeles an den Start gehen. Auf einer Fläche von rund 2.800 Quadratmetern will das Unternehmen ein breites Sortiment an Damen- und Herrenbekleidung, Schuhe und Accessoires anbieten und dem Kunden ein personalisiertes Einkaufserlebnis mit dem Einsatz moderner Technologien ermöglichen.
Weitere Informationen und Statistiken zu Amazon finden Sie in unserem Unternehmensporträt sowie in der EHI-/Statista-Studie „E-Commerce-Markt-Studie 2021“.