Erklärtext
Im Corona-Jahr 2020 hat der E-Commerce einen kräftigen Schub erfahren: Staatlich angeordnete Ausgangssperren, Schließungen nicht systemrelevanter Geschäfte und die Angst vieler Konsument:innen vor Ansteckung haben zum Wachstum beigetragen, ganz besonders im Lebensmittel-Onlinehandel.
E-Food hat im Corona-Jahr weltweit an Bedeutung gewonnen, konnte aber die komplette Nachfrage nicht ausschöpfen – da alle Anbieter an ihre Logistik- und Kapazitätsgrenzen gestoßen sind. Lieferslots waren Mangelware. Neukunden mussten warten. Online-Werbung für E-Food wurde eingestellt. Anbieter verzeichneten das Vielfache an Traffic auf ihren Webseiten. Kunden durften zeitweise nur eine bestimme Anzahl an Produkten kaufen, gleichzeitig stiegen die Warenkorbgrößen an.
Noch geringe Bedeutung in Deutschland
Die stärkere Nutzung von Online-Diensten, die höhere Bereitschaft der Kundschaft, Lebensmittel online einzukaufen und die gestiegene Nachfrage nach Lieferungen von frischen Lebensmitteln an die Haustür waren hierzulande direkt nach dem Ausbruch der Pandemie zu beobachten. Trotz des starken Wachstums während der Pandemie weist die E-Food-Branche in Deutschland einen sehr geringen Anteil am gesamten Lebensmitteleinzelhandel von 1,0 bis 1,4 Prozent auf. Im Jahr 2020 kam der deutsche E-Food-Markt nach Angaben des bevh mit einem kräftigen Zuwachs von mehr als 67 Prozent gegenüber 2019 auf einen Gesamtumsatz von 2,67 Milliarden Euro.
Zentral gesteuerte Online-Angebote von Rewe, Picnic und dm erlebten einen Aufschwung, ebenso die Lieferdienste vieler selbstständiger Lebensmitteleinzelhändler, sodass sie zum Teil an ihre Kapazitätsgrenzen stießen. Auch Amazon Fresh, der Online-Supermarkt des US-Online-Händlers, dessen Angebot in der Bundesrepublik derzeit nur für Prime-Mitglieder in den Großstädten Berlin/Potsdam, Hamburg und München verfügbar ist, erlebte eine erhöhte Nachfrage, die zu längeren Lieferfristen führte.
Click & Drive sorgt für E-Food-Boom in Frankreich
Weit vorne im Ländervergleich steht Großbritannien, hier war der Reifegrad des E-Food-Markts bereits vor der Krise sehr hoch. Im Jahr 2020 erreichte der Markt nach Hochrechnungen des britischen Marktforschungsunternehmens IGD ein Gesamtvolumen von 18 Milliarden Pfund Sterling (rund 20,8 Milliarden Euro). Das entspricht einem Marktanteil von 8,8 Prozent am gesamten LEH-Umsatz in Höhe von 205 Milliarden Pfund.
Auch der Online-Lebensmittelhandel in Frankreich profitierte im vergangenen Jahr von der Corona-Pandemie. Die Nielsen-Marktforscher gehen für 2020 von einem Anstieg des E-Food-Marktanteils am Lebensmittelmarkt auf 8 Prozent aus. 2019 lag der Marktanteil des Online-Kanals mit einem Gesamtumsatz von 9 Milliarden Euro noch bei knapp 6 Prozent. Der Lebensmittel-E-Commerce-Boom in Frankreich beruht vor allem auf dem Click & Drive-Modell großflächiger Vollsortimenter. Bei diesem Konzept bestellen Kunden die Ware online und holen diese selbst beim Markt zu Fuß an eingerichteten Ausgabepunkten oder mit dem Auto an Drive-in-Abholstationen ab. Der französische Click & Drive-Markt der großflächigen Vollsortimenter wird vom Branchenkenner Olivier Dauviers für das Jahr 2020 auf 9,5 Milliarden Euro geschätzt.
Eine detaillierte Analyse der Entwicklung im Online-Lebensmittelhandel in Deutschland im Vergleich zu den europäischen Ländern Frankreich, UK, Polen und Spanien liefert die erste Ausgabe 2021 des KPMG Retail Sales Monitors, erstellt in Zusammenarbeit mit dem EHI Retail Institute.