Top 10 Vertriebslinien Frankreichs (2020)

Infografik: Ranking der umsatzstärksten Vertriebslinien in Frankreich

Erklärtext

Auch für den französischen Einzelhandel war 2020 ein Ausnahmejahr. Während der Handel mit Waren des täglichen Bedarfs im ersten Corona-Jahr eine positive Bilanz zog, mussten andere Branchen – allen voran der Modehandel - starke Einbußen hinnehmen. Wer die Top 10 Vertriebslinien sind und welche Umsätze sie erzielten, zeigt unsere Infografik.

Die 100 umsatzstärksten Vertriebslinien in Frankreich erzielten laut Berechnungen der Fachzeitschrift LSA im vergangenen Jahr zusammen einen Umsatz von 325,5 Milliarden Euro (Bruttoumsatz stationär und online mit Waren und Treibstoffen). Damit kam es erstmals seit der Finanzkrise 2008/2009 zu einem leichten Rückgang des kumulierten Gesamtumsatzes (2020: -0,3 Prozent, 2008/2009: -0,9 Prozent).

Hinter diesem scheinbar leichten Umsatzminus zeigen sich allerdings stark gegenläufige Entwicklungen je nach Branche. Das Top-10-Ranking dominieren Lebensmittelhändler. Insgesamt belegen acht Vertriebslinien aus dem Lebensmittelhandel Plätze der Top-Ten-Liste. Spitzenreiter im Ranking bleibt wie im Vorjahr der SB-Warenhausbetreiber E. Leclerc, gefolgt von Intermarché und Carrefour Hyper.

Deutscher Discounter legt kräftig zu

Während Nahversorger und Lebensmitteldiscounter in der Corona-Krise bei den Verbraucher:innen punkten konnten, wiesen Großflächenbetreiber unter dem Strich einen Umsatzrückgang auf. Während der Lockdowns mussten die SB-Warenhäuser E. Leclerc, Carrefour und Auchan ihre Nonfood-Abteilungen absperren. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen und der geringeren Mobilität der Verbraucher:innen setzten sie außerdem weniger Treibstoff an den angeschlossenen Tankstellen ab.

E. Leclerc schloss das Geschäftsjahr 2020 mit einem leichten Umsatzminus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 47,8 Milliarden Euro. Bei Carrefour und Auchan war der Umsatzrückgang deutlicher: -3,8 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro für die Hypermärkte Carrefour und -6,1 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro für Auchan.

Besonders kräftig im Top-10-Ranking legte der deutsche Lebensmitteldiscounter Lidl zu. Das Unternehmen setzte mit geschätzten 14,5 Milliarden Euro rund 14,0 Prozent mehr um als im Vorjahr. Wachsen konnten zudem die Supermärkte Intermarché und Super U (+ 1,3 bzw. +2,0 Prozent) und die Nachbarschaftsgeschäfte Carrefour Proxi (+7,5 Prozent). Infolge der strengen, behördlich angeordneten Ausgangssperren und Einschränkungen im Bewegungsradius stellten Nahversorger für die Verbraucher:innen die nächstgelegene Anlaufstelle für den Lebensmitteleinkauf dar.

Auch weitere Nahversorger und Lebensmittelfachhändler, die im Top-100-Ranking aufgelistet sind, weisen außerordentliche Wachstumsraten auf. Der TK-Spezialist Picard legte 2020 um +17,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, der Biohändler Biocoop um +15,7 Prozent und die kleinen Lebensmittelgeschäfte von Système U um +12,6 Prozent.

Neue Ära für den E-Commerce

Vor allem auch der E-Commerce-Handel konnte eine außergewöhnliche Entwicklung hinlegen und steigerte laut IRI France seinen Marktanteil von 9,8 Prozent im Jahr 2019 auf 13,1 Prozent im Jahr 2020. Der französische E-Commerce-Verband FEVAD („La Fédération du e-commerce et de la vente à distance“) resümierte sogar, das vergangene Jahr habe eine neue Ära für den Online-Handel angestoßen. Einen Boom erfuhr vor allem die E-Food-Branche, die laut IRI France im Jahr 2020 um 46,5 Prozent zum Vorjahr zulegen konnte.

Vom Online-Shopping-Trend profitierte der US-amerikanische Online-Riese Amazon mit seinem französischen Ableger. Das Unternehmen belegt Platz 8 im LSA-Ranking und verzeichnete 2020 mit einem geschätzten Umsatz von 9,0 Milliarden Euro ein Plus von knapp 17 Prozent zum Vorjahr (2019: 7,7 Mrd. Euro).

Platz 9 im Top-10-Ranking belegt der französische Heimwerker- und Gartenhändler Leroy Merlin mit einem Umsatz von 7,9 Milliarden Euro nach 7,5 Milliarden Euro im Vorjahr (+5,3 Prozent). Ähnlich wie im deutschen Markt erlebte die DIY- und Gartenmarktbranche in Frankreich durch den Cocooning-Trend einen kräftigen Schub.

Warenhäuser und Fashion spüren Krise

Hingegen der starken Entwicklung der einzelnen Branchen litt ein Großteil der Nonfood-Vertriebslinien und insbesondere der Textil- und Sporthandel sowie die Kaufhäuser unter den Auswirkungen der Corona-Krise.

Die rückläufige Entwicklung von Marken wie Zara, Maisons du Monde und Sephora spiegeln das veränderte Kaufverhalten der Franzosen im vergangenen Jahr wider, die im Lockdown und Home-Office deutlich weniger Geld in Kleidung, Schönheitsprodukte u. ä. investierten.