Inventurdifferenzen

Mit dem Ende der Corona-Einschränkungen im vergangenen Jahr haben sich die Handelsaktivitäten wieder normalisiert und die Menschen strömen zurück in die Innenstädte. Dennoch haben die Unsicherheiten seit dem Krieg in der Ukraine teilweise zu einem veränderten Kundenverhalten geführt. Die Umsätze im stationären Einzelhandel stiegen 2023 primär durch inflationsbedingte Preissteigerungen auf 485 Milliarden Euro und die Kundenfrequenz erhöhte sich auf 19,55 Milliarden Einkäufe, also fast wieder auf Vor-Corona-Niveau. Entsprechend stiegen die Inventurdifferenzen und die darin enthaltenen Diebstähle laut der EHI-Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel im Jahr 2023, so die aktuellen Ergebnisse der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2024“. Durch Diebstahl und organisationsbedingte Verluste verlor der Handel im vergangenen Jahr rund 4,8 Milliarden Euro, das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr (2022: 4,6 Milliarden Euro). 

Schaden durch Diebstahl

Hinter den hohen Zahlen steckt vor allem eins: Diebstahl. Von den 4,8 Milliarden Euro Inventurverlusten (branchengewichtete Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel) entstehen 4,1 Milliarden Euro durch Entwendung. Waren im Wert von 2,82 Milliarden Euro werden durch Kund:innen gestohlen, 910 Millionen werden von eigenen Mitarbeitenden entwendet und 370 Millionen Verlust gehen auf Diebstähle durch Lieferanten und Servicekräfte zurück. 700 Millionen Euro Schaden entstehen durch organisatorische Mängel, beispielsweise durch falsche Preisauszeichnung. Dem Staat entsteht allein mit dem Kundendiebstahl ein volkswirtschaftlicher Schaden von 560 Millionen Euro im Jahr durch die Mehrwertsteuer-Ausfälle.

Sicherheit kostet

Um ihre Waren vor Langfingern zu schützen, gaben die Handelsunternehmen in Deutschland 2023 im Durchschnitt aller Branchen etwa 0,32 Prozent ihres Umsatzes aus. Darin enthalten sind Kosten für Artikelsicherungsmaßnahmen, Kameraüberwachung, Detektiveinsätze, Testkäufe und Schulungsmaßnahmen sowie sonstige Sicherheitsmaßnahmen, wie diebstahlhemmende Verkaufsträger oder Softwareanalysetools zur Datenauswertung. Insgesamt gibt der Einzelhandel demnach 1,55 Milliarden Euro zur Reduzierung von Inventurdifferenzen aus. Die gesamten Kosten für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung summieren sich damit auf jährlich rund 6,3 Milliarden Euro. Darin noch nicht enthalten sind die internen Personalkosten für alle Tätigkeiten, die aufgrund des Diebstahlrisikos anfallen, wie Anbringen und Deaktivieren/Entsichern von Warensicherungen, Bestandskontrollen, interne Schulungen, Datenauswertungen, Kameraüberwachung, Diebstahlsanzeigen usw.

Ladendiebstähle nehmen zu

2023 haben die angezeigten Ladendiebstähle laut polizei­licher Kriminalstatistik um 23,6 Prozent auf insgesamt 426.096 Fälle (Vorjahr 344.669) deutlich zugenommen. Zuwächse gibt es sowohl beim einfachen als auch beim schweren Ladendiebstahl. Aufgrund der hohen Dunkelziffer bildet die Statistik jedoch nur einen minimalen Ausschnitt der Realität ab. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Schaden im Handel ergibt sich, dass jährlich etwa 24 Millionen Ladendiebstähle im Wert von je 117 Euro unentdeckt bleiben.

Datenbasis

An der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2024”  beteiligten sich 84 Unternehmen bzw. Vertriebsschienen mit insgesamt 17.426 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von rund 82,8 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der beteiligten Geschäfte beträgt 1.190 Quadratmeter.

Informationen zur Studie Inventurdifferenzen im Einzelhandel 2024 finden Sie auf der EHI-Website.

mehr laden
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2024"
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2022”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2021”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2020”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2019”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2018”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2017”
Ergebnisse aus der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2016”