Top-10-Vertriebslinien im französischen Lebensmitteleinzelhandel (2022)

Top-10-Vertriebslinien im französischen Lebensmitteleinzelhandel (2022)

Erklärtext

Top 10 im französischen LEH wachsen mit der Inflation

Das Jahr 2022 war auch für den französischen Einzelhandel von den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine geprägt. Mit zwei Ausnahmen verzeichneten die zehn umsatzstärksten Vertriebslinien im französischen Lebensmittelhandel ein starkes nominales Wachstum, das jedoch in erster Linie auf die stark gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen ist. Aufgrund der neuen Marktbedingungen, der gestiegenen Preissensibilität und des inflationsbedingt veränderten Konsumverhaltens der französischen Verbraucher:innen kam es zu einem Wechsel innerhalb der Top 3. Die Rangliste ist ein Auszug aus dem Ranking der 100 größten Vertriebslinien im französischen Einzelhandel, das jährlich von der Fachzeitschrift LSA veröffentlicht wird.

Ein Wechsel an der Spitze

In den letzten zehn Jahren blieb die Spitze der Topliste unverändert: E. Leclerc, Intermarché und Carrefour Hypermarchés dominierten den französischen Einzelhandel. In diesem Jahr wurde der SB-Warenhausriese Carrefour Hypermarchés erstmals von Super U, der Supermarktschiene von Système U, aus den Top 3 verdrängt und auf Platz 4 verwiesen. An der Spitze des Rankings stehen damit nun drei Verbundgruppen des selbstständigen Einzelhandels. Wie in den Vorjahren wird die Rangliste mit großem Abstand von E. Leclerc angeführt. Die Verbundgruppe erwirtschaftete im Jahr 2022 einen Umsatz von 55,6 Milliarden Euro, was einer Umsatzsteigerung von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Platz zwei belegen die Supermärkte Intermarché der Handelsgruppe Les Mouquetaires mit einem Umsatzplus von 8,4 Prozent auf insgesamt 37,6 Milliarden Euro, gefolgt von Système U mit einem Umsatz von 22,4 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Umsatzwachstum von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Inflationsbedingte Umsatzsteigerung

Die Entwicklung der Lebensmittel-Einzelhandelsunternehmen in Frankreich wurde im Jahr 2022 stark von den inflationären Tendenzen beeinflusst. Die monatlichen Preissteigerungen bei Fast-Moving Consumer Goods (Bedienung und Selbstbedienung) lagen im Durchschnitt bei 6,1 Prozent. Da die Preise in den beiden Vorjahren noch leicht negativ waren, war der Inflationseffekt in diesem Jahr besonders stark. Nahezu alle Unternehmen unter den Top 10 des französischen LEH konnten im vergangenen Jahr aufgrund der stark gestiegenen Preise deutliche Umsatzzuwächse verzeichnen. Einzig Monoprix wies ein leichtes Umsatzminus (0,18 Prozent) gegenüber dem Vorjahr aus.

Da viele französische Lebensmittelhändler auch Tankstellen betreiben, hatten auch die gestiegenen Kraftstoffpreise einen großen Einfluss auf das Umsatzwachstum. Zum Beispiel ist E. Leclerc in Frankreich der zweitgrößte Verkäufer von Kraftstoffen hinter TotalEnergies und generiert etwa 20 Prozent seines Gesamtumsatzes an der Zapfsäule.

Zwei deutsche Discounter im Ranking

Mit Aldi und Lidl sind auch zwei deutsche Discounter unter den Top 10 der Vertriebslinien im französischen LEH zu finden. Insbesondere Lidl konnte im Jahr 2022 seinen Umsatz erheblich steigern. Das Unternehmen setzte 2022 insgesamt 16,3 Milliarden Euro um und damit 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Aldi ist in Frankreich gewachsen. Der Umsatz stieg um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 6,3 Milliarden Euro.

Carrefour dreimal vertreten

Der Carrefour-Konzern hat es gleich dreimal in die Top 10 geschafft. Die SB-Warenhäuser Carrefour Hypermarché belegen mit einem Umsatz von 20,7 Milliarden Euro Platz 4, während die Supermärkte Carrefour Market mit einem Umsatz von 13,8 Milliarden Euro Platz 7 erreichen. Die franchisegeführten Nachbarschaftsgeschäfte von Carrefour Proxi haben nicht nur den achten Platz im Ranking erreicht, sondern auch die größte prozentuale Umsatzsteigerung innerhalb der Top 10 verzeichnet. Mit einem Umsatz von 7,4 Milliarden Euro wuchsen sie um rund 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr (+930 Millionen Euro).

Angeschlagener Konzern unter den Top 10

Mit ihren Monoprix-Märkten ist die finanziell angeschlagene Casino-Gruppe im Top-10-LEH-Ranking vertreten. Zu den Top-100-Vertriebslinien im Einzelhandel gehören nach wie vor auch die SB-Warenhäuser Géant Casino (Platz 26), die Casino-Supermärkte (Platz 20) sowie die Nachbarschaftsgeschäfte Proximité Casino (Platz 41). Derzeit befindet sich die Casino Group in einem umfassenden Umstrukturierungs- und Zerschlagungsprozess. Ein Investorentrio, angeführt vom Metro-Großaktionär Daniel Křetínský, plant die Rettung der hochverschuldeten Handelsgruppe. In jüngster Zeit hat der Konzern zahlreiche Märkte veräußert, von denen nun Konkurrent Intermarché rund 100 in mehreren Schritten übernimmt. Bereits im Jahr 2020 hatte Casino 550 Leader Price-Märkte an Aldi Nord verkauft. Aktuellen Berichten zufolge zeigt auch Discounter Lidl Interesse an der Übernahme von mehreren Hundert Märkten.