Erklärtext
Top-Händler im französischen E-Commerce-Markt 2023:
Amazon weiterhin Marktführer und viele Newcomer
Der französische Online-Handel zeigt sich 2023 trotz wirtschaftlicher Herausforderungen resilient und dynamisch. Während Amazon seine Spitzenposition festigt, mischen neue Player aus China den Markt auf.
Trotz des allgemein schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und des verlangsamten Wachstums des französischen E-Commerce-Marktes legen einige Akteure der Branche ein dynamisches Wachstum vor. Das Ranking der Top-100-Händler, das jährlich von der Fachzeitschrift LSA veröffentlicht wird, listet für 2023 insgesamt 13 Online-Händler auf, von denen 8 neu aufgestiegen sind. Dies dürfte jedoch auch auf methodische Änderungen bei der Erstellung des Top-100-Rankings zurückzuführen sein. Erstmals wurde nicht nur der Umsatz (bestehend aus eigenen Verkäufen, Provisionen und damit verbundenen Gebühren und sonstigen Dienstleistungen), sondern das Bruttohandelsvolumen (Gross Merchandise Volume – GMV) der E-Commerce-Unternehmen bzw. Marktplatzanbieter berücksichtigt.
Amazon dominiert
Die Rangliste der führenden E-Commerce-Händler führt unangefochten Amazon France mit einem geschätzten GMV von 18 Milliarden Euro an. Der US-Gigant konnte seine Marktführerschaft mit einem Wachstum von rund 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr weiter ausbauen. Mehr als die Hälfte seines Geschäftsvolumens erzielt Amazon über seinen Marktplatz. Der US-amerikanische Konkurrent Ebay musste im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von rund 15 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro hinnehmen.
Newcomer aus China erobern Frankreich
Besonders stark präsentieren sich die Newcomer aus China. Der Fast-Fashion-Anbieter Shein schaffte es mit einem geschätzten Bruttohandelsvolumen von 1,9 Milliarden Euro auf Platz 5 des E-Commerce-Rankings und verzeichnete mit einem Plus von 31 Prozent das stärkste GMV-Wachstum aller in den Top 100 gelisteten Unternehmen. Auf Platz 7 der Online-Händler in Frankreich ist Aliexpress vorgerückt. Die internationale Online-Einkaufsplattform von Alibaba für Elektronik, Mode und Haushaltswaren erfreut sich in Frankreich wachsender Beliebtheit und erzielte im vergangenen Kalenderjahr ein geschätztes Bruttohandelsvolumen von 1,6 Milliarden Euro. Bemerkenswert ist auch der Markteintritt von Temu. Der chinesische Online-Marktplatz, der für seine aggressiven Preisstrategien bekannt ist und erst im April 2023 in Frankreich gestartet ist, erreichte in nur neun Monaten ein geschätztes Geschäftsvolumen von 700 Millionen Euro.
Starke und schwächelnde heimische Anbieter
Auch etablierte französische Online-Händler behaupten sich im Wettbewerb. Veepee, spezialisiert auf Online-Verkaufsevents für eine geschlossene Shopping-Community, belegt mit einem GMV von 3,2 Milliarden Euro den zweiten Platz und überholt damit erstmals den langjährigen französischen E-Commerce-Vorreiter Cdiscount. Dieser musste im vergangenen Jahr unter anderem aufgrund einer Umstellung des Geschäftsmodells einen zweistelligen Rückgang seines Geschäftsvolumens um 19 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro hinnehmen. Zu den Top-10-E-Commerce-Anbietern zählen außerdem der traditionsreiche französische Versandhändler La Redoute mit einem geschätzten GMV von 1,3 Milliarden Euro (+10 Prozent gegenüber dem Vorjahr), der Flash-Sales-Anbieter Showroomprivé mit einem Bruttohandelsvolumen von 826 Millionen Euro (+5 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und die Online-Plattform für Heimwerker- und Gartenbedarf ManoMano mit einem geschätzten Geschäftsvolumen von 650 Millionen Euro und einem kräftigen Wachstum von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Plattformen für Secondhand-Mode und Refurbished-Technik auf dem Vormarsch
Bemerkenswert ist auch der Aufstieg von Plattformen für Secondhand-Waren und C2C-Handel wie Vinted und Back Market. Dies unterstreicht den Trend zu nachhaltigerem Konsum auch im französischen E-Commerce. Vinted, ursprünglich aus Litauen, stieg mit einer Steigerung von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem geschätzten Bruttohandelsvolumen von 2,8 Milliarden Euro auf den vierten Platz des E-Commerce-Rankings. Back Market, der letzte Online-Händler auf Platz 98 des Top-100-Händler-Rankings, hat sich auf den Verkauf von generalüberholten elektronischen Geräten wie Smartphones, Laptops, Tablets und Haushaltsgeräten spezialisiert und erzielte 2023 einen geschätzten GMV von 640 Millionen Euro (+16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
Einziger deutscher Anbieter unter den Top Ten
Unter den führenden Online-Händlern in Frankreich befindet sich ein deutscher Anbieter, nämlich der Online-Modehändler Zalando mit einem geschätzten Bruttohandelsvolumen von 1,2 Milliarden Euro.
Trotz inflationärer Tendenzen und allgemeiner Konsumzurückhaltung konnte der französische Online-Handel 2023 seine Dynamik beibehalten. Die Dominanz der Marktplätze, der Markteintritt neuer globaler Player und die Stärke etablierter nationaler Anbieter prägen die Branche.